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Der Autounfall

Am Donnerstag, den 14ten März 2012 um ca. 18.30 Uhr, raste ein Auto in den hinteren Teil eines Lastwagens auf der Road 5 im Salfit District im besetzten Palästina. Die Fahrerin und ihre drei Töchter wurden verletzt, eine von ihnen schwer. Der Unfall passierte, also Adva Biton auf ihrem Weg zurück zu der illegalen Siedlung Yakir war. Im Nachzug gab sie an, dass der Unfall durch Steine werfende Palästinensische Jugendliche verursacht wurde. Der Lastwagenfahrer der angab, dass er aufgrund eines platten Reifens am Fahrbahnrand angehalten hatte, fügte erst einer späteren Aussage hinzu, Steine auf der Fahrbahn gesehen zu haben.

Es gibt keine Augenzeugen und niemand sonst gab an, an dem Tag Kinder oder Jugendliche gesehen zu haben, die Steine geworfen hätten.

Die Festnahme

In den frühen Morgenstunden des 15ten März 2013, einem Freitag, stürmten maskierte israelische Soldaten, begleitet mit einer Hundestaffel, das Dorf Hares, welches sich in der Nähe der Road 5 befindet. Die Armeeeinheit, mit einer Größe von mehr als 50 Mann, beschaffte sich gewaltvoll Eintritt in die Häuser der Dorfbewohner und verlangte die männlichen Kinder und Jugend des Dorfes vorgeführt zu bekommen. Zehn Jungen wurden als Folge festgenommen,  gefesselt, ihnen wurden die Augen verbinden und anschließend an einen unbekannten Ort gebracht, ohne dass ihnen oder den Familien ein Grund für die Festnahme gegeben wurde.

Zwei Tage später fiel eine zweite Welle willkürlicher Gewalt über das Dorf ein.  Um ca. 3 Uhr nachts erzwang sich die israelische Armee, begleitet von dem Shabak, dem israelischen Sicherheitsdienst, Zutritt zu den Häusern von 3 Familien, deren Namen sie in Hebräisch auf einem Stück Papier bei sich hatten. Nachdem die Armee der gesamten Familie befohlen hatte, sich in einem Raum zu sammeln, wurden ihnen die Telephone
entwendet, damit sie nicht Hilfe herbeitelefonieren konnten. Darauf hin wurden sie vernommen, den anwesenden Söhnen, alle zwischen 16 und 17 Jahren alt, wurden Handschellen angelegt.

Einem von ihnen wurde geraten, er solle seine Mutter noch einmal Küssen und umarmen, da er sie womöglich nie wieder sehen würde. Eine Woche darauf fand eine weitere Festnahme statt, nachdem Jeeps der israelischen Armee in dem Dorf auftauchten. Bei den Festgenommenen handelte es sich um Jungen, die im Moment der Festnahme gerade auf dem Nachhauseweg von der Schule waren. Einer der Jungen war gerade 6 Jahre alt. Die Armee befahl ihnen sich aufzureihen und bedrohte einen Onkel der Jungs mit dem Maschinengewehr, als dieser um die Freilassung der jüngsten aus der Gruppe bat.

Anschließend wählte die Armee wahllos 3 Jungen aus, lag ihnen Handschellen an, verband ihnen die Augen und führte sie so ab. Auch hier erfuhren die betroffenen Familien weder die Anschuldigungen, noch wurden sie über den Ort informiert, an den ihre Kinder gebracht wurden.

Insgesamt wurden 19 männliche Jugendliche aus den Dörfern Hares und Kifi Hares im Zusammenhang mit dem Unfall festgenommen. Keiner von ihnen wurde vorher irgendwann des Steinewerfens beschuldigt. Nach gewaltsamen Verhören wurde die Großzahl der Jugendlichen entlassen, doch 5 von ihnen wurden auch danach weiterhin in Megiddo, einem israelischen Erwachsenengefängnis festgehalten.

Das sind die Jungen von Hares.

Das Verhör

Die festgenommen Jugendlichen wurden misshandelt und und gefoltert. Sie wurden für bis zu zwei Wochen in Einzelhaft gehalten. Einer der Jungen, der nun freigelassen wurde, beschrieb seine Gefängniszelle als einen Fenster loses 1 mal 2 Meter großes Loch, ohne Matratze, ohne Decke und die Toiletten wären in unzumutbarem Zustand.

Der Raum wurde durchgehen von 6 Lichtern bestrahlt, was zeitliche Orientierung unmöglich machte und das Essen verursachte bei ihm Übelkeit.

Das Recht auf einen Anwalt wurde dem Jungen nicht gewährt. Er wurde täglich 3 Mal verhört, bis sie ihn endlich für nicht schuldig erklärten und freiließen.

Weitere Jungen berichteten ihren Anwälten von ähnlichen Bedingungen. Sie erklärten, nach endlosen Misshandlungen während des Verhörs und in der Haft, unter Folter, Steine geworfen zu haben.

Das Urteil

Die fünf Jungen wurden je 20 Mal auf versuchter Tötung angeklagt, pro angeblich geworfenen Stein je 1 Mal. Die israelische Staatsanwaltschaft betonte immer wieder, dass es die Jungen gezielt auf Tötung abgesehen hatten und verlangt auf Grund dessen das Höchstmaß für versuchte Tötung.

Der Urteil bezieht sich auf die unter Folter erzwungene Aussage der Jungen und 61 Zeugen, von denen einige behaupten, dass auch ihre Autos auf der Route 5 an jenem Tag von Steinen beschädigt wurden.

Diese Zeugen traten erst vor, nachdem der Fall in den Medien weit und breit als „Terrorakt“ betitelt wurde und nachdem der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu nach den Festnahmen öffentlich verkündete, dass die „schuldigen Terroristen gefasst wurden“.

Andere Zeugen waren u.a. die Polizei und der Shabak, welche sich zu jenem Zeitpunkt jedoch nicht an dem Ort des angeblichen Geschehens aufgehalten hatten. Es besteht keine Sicherheit dafür, dass die 61 Zeugen rechtsgemäß verhört wurden und ihre Angaben überprüft wurden. Es liegen der Öffentlichkeit und den Anwälten weder Krankenhausberichte, noch Dokumente, die die Beschädigung der Autos bestätigen könnten, vor.

Die Folgen

Falls es zu einer Verurteilung kommt, läge hiermit ein Präzedenzfall vor, der es dem israelischen Militär erlauben würde, wahllos palästinensische Kinder oder Jugendliche unter dem Vorwand der mutmaßlichen Tötung durch Steine werfen zu verurteilen.

Die Jungen sind alle zwischen 16 und 17 Jahren alt. Falls das israelische Militär diesen Fall gewinnt, würden die Jungen ihre Familien und ihr Zuhause besstenfalls erst wiedersehen, wenn sie 41 Jahre alt sind. Die Zukunft von fünf Jugendlichen würde dadurch verdorben, ohne dass es je einen eindeutigen Schuldbeweis gegeben hätte.

Menschenrechte und Gerechtigkeit bleiben hierbei komplett auf der Strecke.

Was ist hier schief gelaufen?

In dem uns vorliegenden Fall wurden internationale und regionale Rechtssprechung komplett ignoriert und Gerechtigkeit und Respekt vor der Würde des Menschen sind in diesem, wie in zahllosen anderen Fällen nicht vorhanden.

Betrachten wir,

  • Dass die Hares Jungen, genau wie tausende andere palästinensische Jugendliche in dem israelischen Rechtssystem als Erwachsene gewertet werden. Nach internationalen Menschenrechten und der UN Konvention zu Rechten des Kindes, zählt man als Erwachsen, wenn man das 18te Lebensjahr vollendet hat. Israel jedoch verurteil sogar 9-jährige nach Erwachsenenstrafrecht.
  • Dass es sich hierbei um ein rassistischen System der „Gerechtigkeit“ handelt. Was auch immer die Anklage ist, wenn der Angeklagte Palästinenser ist, wird er ohne Ausnahme unter das Militärsgericht gestellt. Gleiche Anklagen an Israelis werden vor dem Zivilgericht behandelt.
  • Dass die gewaltsame Festnahme von Kindern, ohne jegliche Erklärung und Aussage über den Aufenthaltsort an die Familien, ist auch unter israelischem Gesetz nicht erlaubt. Es wird verlangt, dass Minderjährige von einem Erwachsenen begleitet werden.
  • Dass die Verweigerung eines Anwalts über mehrere Tage hin eine weitere Verletzung israelischen Gesetzes ist.
  • Dass es sich bei dem Einsperren von Kindern in Einzelhaft für mehrere Tage um Folter handelt und es eine Form der Bestrafung vor der Urteilsverkündung ist.
  • Dass gewaltsame Verhöre von Minderjährigen Folter sind.
  • Dass die Jungen ohne jegliche Beweise festgenommen und sogleich von israelischen.

Medien als Terroristen betitelt wurden. Dies steht entgegen der international vorgeschriebenen Unschuldsannahme (unschuldig bis für schuldig erklärt). Weiterhin handelt es sich um eine Schuldigsprechung in einem extrem aufgebauschten Umfeld getan, wobei die Rechtssprecher gezwungen wurden, sich der durch Medien geleiteten Atmosphäre anzupassen.



Hier ist eine Liste mit Aktionen, die du machen kannst, um die Hares Jungen zu unterstützen:

Entwerfe/ Unterschreibe eine Petition

Mache eine Presentation über die Hares Jungen! Nimm unsere Internetseite als Anregung und Informationsquelle und erstelle eine Slideshow über den Fall der ares Jungen. Eine Möglichkeit wäre es, die Geschichte im Zusammenhang mit der massenhaften Inhaftierung Minderjähriger durch Israel, u.a. im Kontext der globalen Gefängnisindustrie, zu erwähnen.

Sei kreativ und mache eine Benefizveranstaltung. Hierfür gibt es eine ganze Reihe an Möglichkeiten. Das kann eine Dinnerparty, ein Filmabend, eine Kunst- oder Musikveranstaltung und vieles mehr sein. Die Einnahmen
können dazu beitragen, die Anwaltskosten der Hares Jungen zu unterstützen.

Plane eine Demonstration zu deinem nächsten, israelischen Konsulat. Alles, was du dafür brauchst, ist eine Gruppe von ein Paar Leuten. Märsche können eine sehr weitreichende Wirkung haben, besonders, wenn die Nachricht durch klare Zeichen, Plakate und Rufe unterstützt werden.

Englische Demonstrationsrufe sind (schickt uns bitte eure Ideen auf Deutsch):
•        1,2,3,4 occupation no more, 5,6,7,8 stop the settlers stop the hate!
•        No to the dark side! No to apartheid!
•        Israeli Apartheid – No! Right of Return – Yes!

Runter von den Regalen mit israelischen Produkten! Wenn du israelische Produkte in Geschäften von den Regalen räumst, dabei deine Aktionen den anderen “Einkäufern” und Angestellten erklärst und vielleicht sogar einen offenen Brief an das Management richtest, hilfst du Leute, die sonst wenig mit diesem Thema konfrontiert werden, zu erreichen. Ziel ist es, Läden davon abzuhalten, israelische Produkte zu verkaufen, weil sie dadurch Apartheit und israelische willkürliche Inhaftierungen unterstützen.

Straßentheater! Ein einfacher und kreativer Weg, möglichst vielen Leuten mit dem Thema zu konfrontieren und zum Nachdenken anzuregen, ist, ein kurzes Theaterstück oder einen Flashmob zu organisieren. Ein Paar Personen können dabei mit Informationszetteln oder per Sprechtüte das Ziel der Aktion erklären, wenn es nicht sofort eindeutig ist. Dokumentation ist hierbei das A und O. So kann man noch viel mehr Leute erreichen.

Schmeiße eine Briefschreibe-Party! Setzt euch mit ein Paar Freunden zusammen und schreibt gemeinsam Briefe an die Botschaft. Hier sind ein Paar Tipps, wie man eigene Briefe entwerfen kann.



Briefkampagne: Finde heraus, an welcher Adresse sich deine Botschaft in Israel befindet. Here ist ein Beispiel für einen Brief, den du deiner Botschaft dort per Email, Telephon oder Brief zukommen lassen kannst.

Werte/r Name der/des Botschafter(in),
Ich wende mich an Sie, um Sie zu bitten, bei der Anhörung von (NAME eines der Hares Jungen) im Salem Militärsgericht um 9 Uhr anwesend zu sein. Im März diesen Jahres (2013) wurden fünf Jugendliche aus dem Dorf Hares (Salfit Distrikt, besetztes Palästine) festgenommen und zu 25-maliger versuchter Tötung für angebliches Steine werfen auf das Auto einer israelischen Siedlerin verurteilt. Dieses Urteil wurde erteilt, obwohl es für diese Anschuldigung keinerlei Beweise gibt.

Die Jugendlichen sind seit dem 15ten März eingesperrt. Anfangs waren sie im Al-Jalame Vernehmungslager inhaftiert, später dann im Megiddo Gefängnis. Beide befinden sich in den 1948er Gebieten Israels. Wie Sie sicher wissen, ist es unter internationalem Recht nicht erlaubt, Gefangene oder Verhaftete von besetzten Gebieten in das Gebiet des Besetzers zu überführen (4te Genfer Konvenzion).

Jeder der fünf Jungen gab an, gefoltert worden zu sein, u.a. wurden sie für teilweise bis zu zwei Wochen in Einzelhaft gehalten und erlitten Schläge durch Soldaten und Gefängnispersonell. Den Jungen wurden nur sehr beschränkt Besuche von Seiten ihrer Familien und sogar ihrer Anwälte erlaubt. Alle Anhörungen wurden unter striktem Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt.

Ich bitte nun Sie bei der Anhörung anwesend zu sein, da Ihre Anwesenheit als internationaler Beobachter einen faireren Prozess sicherstellen würde.

Ich hoffe auf Ihre Zusage und freue mich auf Ihre Antwort. Falls Sie mehr Informationen über diesen Fall haben wollen, dann wenden Sie sich bitte telefonisch an Ashley (+972 (0) 92514644) oder schreiben Sie eine Email an haresboys@gmail.com. Außerdem können Sie Sie unter https://haresboys.wordpress.com/ eine detailierte Auflistung des Geschehens finden.

Vielen Dank im Voraus

Mit freundlichen Grüßen
(Name)

Dies hier ist eine Briefvorlage, die ihr an euere Freunde, Verwandte und Bekannte senden könnt, um sie über den Fall zu informieren.

Liebe(r) Name,

Ich schreibe dir diesen Brief, weil es (Datum) eine Gerichtsverhandlung zu dem Fall der Hares Jungen im Al-Jalame Militärsgericht gibt. Die vergangenen Anhörungen wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt und haben sowohl die Jungen als auch deren Familien schwer traumatisiert. Das einzige Mal, als ein internationaler Beobachter bei der Anhörung anwesend war, hat sich dies in einem drastischen Unterschied in dem Verhalten der Richter und der Durchführung der Anhörung widergespiegelt.

Ich bitte dich, dich hiermit an deine Freunde, Verwandte und Familie zu wenden und sie dazu zu bewegen, sich bei ihrer jeweiligen Botschaft in Israel zu melden und ihren Botschafter oder einen Stellvertreter zu bitten, an der Anhörung als internationaler Beobachter teilzunehmen.
Wenn du dich eine Woche vor der Anhörung mit dieser Bitte an ungefähr 10 Leute wendest, ist es wahrscheinlich, dass die erhoffte Präsenz der Botschafter das Gericht zwingen wird, die Verhandlung auch für andere Beobachter öffentlich zu machen. Militärsgericht sind nur allzu oft ungerecht und willkürlich und wir hoffen, dass wir zusammen sicherstellen können, dass diese Ungerechtigkeit nicht unangefochten und unbemerkt bleiben.

Vielen Dank
Name



BDS (Boycott, Divest, Sanctions)
BDS ist eine globale Initiative, die für die Boykotierung, die Sanktionierung und das Deinvestment in Bezug auf Israel eintritt und sie steht im Einklang mit internationalem und dem palästinensischen Recht.

Ökonomischer Widerstand:
Wusstest du, dass Geschäftsleute im Zusammenhang mit der israelischen Besetzung Palästinas Unmengen an Geld machen? Im Laden kann es oft passieren, dass Waren angeboten werden, die de facto von den Palästinensern gestohlen wurden oder deren Herstellung eng mit der Existenz von Gewalt, die gegen Palästinenser gerichtet ist. Bei der Wahl von Produkten achtsam zu sein, ist ein einfacher Weg, sich gegen die Besatzung zu wenden. Wenn du israelische Produkte boykottierst, reihst du dich ein in die große Masse an Menschen weltweit, die dadurch daran teilnehmen, Israel zu zwingen, sich an das internationale Recht zu halten.

Durch Zusammenhalt werden wir stärker sein!

Woher weiß man, welche Produkte man nicht kaufen sollte? Wenn der Barcode mit den Ziffern 7-29 anfängt, dann sind sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit aus Israel. Lasse sie in dem Regal stehen, oder noch besser, erkläre dem Ladenbesitzer, warum genau du dich ethisch und moralisch nicht in der Lage siehst, diese zu kaufen. Wenn du etwas mehr Unordnung stiften willst, dann packe alle Waren in Körbe und lasse diesen dann verteilt mit einer Nachricht stehen.

Hier findest du weitere Informationen zu dem BDS Bewegung. Wichtige Marken, die oft von großen Boycott Kampagnen boycottiert werden, sind CocaCola, Carmel Agrexco, Sabra, Ahava, Ben&Jerry’s, Eden Springs,
Motorola and Sodastream.

Falls du noch andere Ideen für Aktionen hast, dann lasse uns bitte alle davon wissen! Du kannst sie in der Kommentarbox posten und wir können sie dann hier veröffentlichen.

Vielen lieben Dank schon mal!

Außderdem kannst du uns gerne wissen lassen, wie deine Aktion war. Schicke uns Bilder, Berichte, Kommentare, Videos- alles, was die einfällt!

Seid kreativ und clever : )

4 thoughts on “Deutsch

  1. Pingback: Free Haresboys! Free Palestine! | Matthias Berg Dokumentarfotografie

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